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Frischer Wind für das Wohnen und Leben im Alter

Seit 10 Jahren engagiert sich Viva Luzern als gemeinnützige Aktiengesellschaft für altersgerechtes Wohnen und Leben in der Stadt Luzern. Eine ereignisreiche Zeit, die von Modernisierungen der Infrastruktur und der Schaffung von kundennahen Pflege- und Betreuungsangeboten geprägt war.

Viva Luzern – der Name verrät’s – steht vor allem für eines: Lebensfreude im Alter! Das merkt man nicht nur, wenn man eines der sechs farbenfrohen Alterszentren von Viva Luzern betritt, sondern auch, wenn man die von Aufbruchstimmung und Unternehmensgeist geprägte Geschichte der Jubilarin Revue passieren lässt.

Vor gut zehn Jahren, am 1. Januar 2015, nahm Viva Luzern den Betrieb auf. Die Weichen dafür wurden aber bereits früher gestellt. Im Jahr 2000 fusionierten in der Stadt Luzern die Bürger- und die Einwohnergemeinde. Eine neue Sozialdirektion wurde aufgebaut, deren erster Direktor der damals frisch gewählte Ruedi Meier war. «Schon damals war klar, dass die Infrastrukturen der Alterszentren an die sich wandelnden Kundenbedürfnisse angepasst werden müssen. Es bestand ein erheblicher Renovationsbedarf», erinnert sich der 73-jährige Historiker. «Beispielsweise gab es damals im Eichhof noch Viererzimmer. Das war einfach nicht mehr zeitgemäss.»

Musterzimmer Viva Luzern Rosenberg

Mehr unternehmerische Freiheit
Das neue Pflegefinanzierungsgesetz von 2011 stellte die Stadt vor zusätzliche Herausforderungen. Einerseits garantierte das Gesetz privaten Alterszentren die gleiche Finanzierungssicherheit wie den städtischen; andererseits liess es Senioren und Seniorinnen die Wahlfreiheit, in welches Alterszentrum sie eintreten wollen. Damit bewegte sich die Altersfürsorge in Richtung Markt und Konkurrenz. Es zeigte sich dabei schnell, dass die privaten Heime durch ihre unternehmerische Freiheit flexibler auf neue Anforderungen in der Branche reagieren konnten als die städtisch verwalteten, welche in komplexere, oft langwierige Verwaltungsabläufe eingebunden waren.

«Dazu kam, dass Fachleute zukünftige Herausforderungen für das Wohnen, die Betreuung und Pflege im Alter oftmals schneller erkannten als Politiker und Politikerinnen», sagt Ruedi Meier. «Da schien es uns nur richtig zu sein, dass Fachleute auch Entscheide fällen können.» 2013 – Ruedi Meier hatte die Leitung der Sozialdirektion inzwischen an Martin Merki übergeben – wurden Forderungen seitens des Stadtrats und der Mehrheit des Parlaments immer lauter, die Dienststelle «Heime und Alterssiedlungen» aus der städtischen Verwaltung herauszulösen und in ein eigenständiges Unternehmen zu überführen.

Klares Verdikt
Der Überführung der städtischen Heime in ein selbstständig geführtes Unternehmen wurde zu Beginn auch mit Skepsis begegnet. «Die Leute fragten sich, ob das Angebot nun teurer und die Arbeitsbedingungen schlechter würden», erinnert sich Ruedi Meier. «Diesen Befürchtungen konnten wir mit einem wegweisenden Gesamtarbeitsvertrag und der gewählten Unternehmensform einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft entgegentreten. Diese schreibt vor, dass allfällige Überschüsse zwingend reinvestiert werden müssen, vergleichbar mit Wohnbaugenossenschaften. Zudem blieb die AG zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Luzern.»

Am Ende war das Verdikt der Stadtluzerner Stimmbevölkerung klar: Die Vorlage wurde am 18. Mai 2014 mit 61 % Ja-Stimmen angenommen. «Mit dem deutlichen Ergebnis setzten wir in der Alterspolitik nicht nur ein wichtiges Zeichen über die Stadt Luzern hinaus, sondern schufen für Viva Luzern auch ein solides Fundament für die Zukunft», sagt Ruedi Meier.

Cati Hürlimann, seit 2003 Betriebsleiterin im Viva Luzern Rosenberg, stimmt dem zu: «Als klar war, dass der politische Weg der Verselbstständigung beschritten wird, machte sich bei uns eine spürbare Aufbruchstimmung breit. Durch alle Betriebsebenen hindurch wurde dieser Entscheid sehr positiv aufgenommen.»

Cati Hürlimann, Betriebsleiterin Viva Luzern Rosenberg

Kürzere Entscheidungswege
Schnellere Wege, raschere Entscheidungen, grössere unternehmerische Freiheit: Die Vorteile der Verselbstständigung zeigen sich vor allem bei den zahlreichen Modernisierungsprojekten, die Viva Luzern seit ihrer Gründung in Angriff genommen hat. Cati Hürlimann nennt ein konkretes Beispiel: «Als der Verwaltungsrat das Geld für die Erneuerung der Zimmer im Westteil des Hauses, des Restaurants und des Empfangs im Viva Luzern Rosenberg sprach, konnten wir im Juli 2019 sofort mit der konkreten Planung beginnen. Im November 2021 war die Komplettsanierung bereits abgeschlossen und die Bewohnenden konnten wieder einziehen. Das wäre im alten System in dieser kurzen Zeit unmöglich gewesen. Wir sind viel agiler geworden und können auf neue Marktanforderungen schneller reagieren.»

Komplexe Pflegesituationen
Doch nicht nur die Infrastruktur der Alterszentren wurde in den letzten zehn Jahren erneuert, auch die Pflege- und Betreuungsangebote wurden an veränderte Lebensentwürfe und Bedürfnisse hochaltriger Menschen angepasst. «Heutzutage ziehen Menschen später ins Alterszentrum und bleiben weniger lange», sagt Cati Hürlimann. «Das kann für die Pflege zur Herausforderung werden.» Aus diesem Grund wurden in allen Viva-Luzern-Betrieben in Zusammenarbeit mit der Universität Basel geriatrische Pflegeexpertinnen und -experten ausgebildet. «Diese Pflegefachpersonen können unsere Teams in komplexen Pflegesituationen unterstützen. Das ist sehr erfolgreich und trägt stark zur Verbesserung der Pflegequalität bei.»

Wohnen mit Services
Neben dem Schwerpunkt «Betreuung und Pflege», der nach wie vor ein zentraler Teil des Kerngeschäfts von Viva Luzern ist, rückte in den letzten Jahren der Bereich «Wohnen und Leben» immer mehr in den Vordergrund. Das ist ganz im Sinne von Ruedi Meier: «Man muss dem teilweise vorhandenen Alterszentrum-Bashing etwas Positives entgegensetzen, indem man den Bereich Wohnen mit Services, der hoch flexibel ist, fördert.» Als exemplarisch hierfür sieht er die Sanierung des Hauses Bernarda im Viva Luzern Dreilinden, wo 19 altersgerechte Wohnungen inklusive Dienstleistungen entstehen.

Sinnerfülltes Leben
Aber auch spezielle Angebote in den Alterszentren gehören dazu. «Heutzutage wollen viele ältere Menschen so lange wie es nur irgendwie geht in der eigenen Wohnung bleiben. Das ist richtig. Aber ohne Freunde, alleine, mit dem Besuch der Spitex-Fachperson als einzigen sozialen Kontakt kann das zur Vereinsamung führen. Dieser Entwicklung wirken wir entgegen», sagt Cati Hürlimann. «Wir wollen unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ein sinnvolles und erfülltes Leben bieten mit der Betreuung und Pflege, die sie benötigen. Deshalb sind lustvolle abwechslungsreiche Angebote oder Feste, die gemeinsam gefeiert werden, so wichtig. Beispielsweise kommt einmal im Monat die Zentral- und Hochschulbibliothek vorbei und macht eine Bücherausleihung, vor der Fasnacht beehrt uns jeweils der Fritschivater. An solchen Aktivitäten teilzunehmen, wenn man es will, ist für die Lebensqualität im Alter elementar.»

Blick in die Zukunft
Wie sieht die Zukunft von Viva Luzern aus, wie soll es in den nächsten zehn Jahren weitergehen? Für Ruedi Meier ist eines klar: «Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum im Alter steigt, die Generation der Babyboomer wird immer älter. Diese Problematik kann nicht von Viva Luzern alleine gelöst werden. Das muss sozialpolitisch gesamtheitlich angeschaut werden. Eine integrale Alterspolitik bleibt wichtig. Politische Botschaften zuhanden der strategischen Führung von Viva Luzern erachte ich deshalb als wünschenswert. So bleibt sichergestellt, dass Viva Luzern auch in Zukunft flexibel auf Kundenbedürfnisse reagieren kann, gleichzeitig aber auch Wünsche der Gesamtbevölkerung im Hinblick auf die allgemeine Alters- und Sozialpolitik mitgenommen werden.»

«Wir müssen beweglich bleiben und dürfen bei allen Turbulenzen nie den Fokus aus den Augen verlieren», sagt Cati Hürlimann. «Unser gesellschaftlicher Auftrag lautet, für die alten Menschen in der Stadt Luzern das Beste zu machen. Diesen Kompass dürfen wir angesichts von Kostendruck und Fachkräftemangel nicht verlieren. Unser Betrieb muss auf den Menschen ausgerichtet bleiben. Ich wünsche Viva Luzern, dass auch weiterhin viele engagierte, motivierte und unterschiedliche Menschen gewonnen werden können, die an dieser Mission mitarbeiten.»

Langzeitpflege in der Stadt Luzern

Die Geschichte der Langzeitpflege in Luzern ist schon mehrere hundert Jahre alt. Wer im späten 17. Jahrhundert im Alter Betreuung und Pflege brauchte, ging dafür jedoch nicht in ein Alterszentrum, sondern ins Spital. «Altersasyl» oder «Bürgerspital» hiessen entsprechende Angebote, die allerdings nur wohlhabenden, in der Stadt heimatberechtigten Bürgerinnen und Bürgern zugestanden wurden. Ab 1900 nahm der Bedarf an Pflegeplätzen stark zu. 1917 wurde im «Dreilinden» ein Heim für Frauen eröffnet; 1924 dann im «Eichhof» ein Männerheim. Mitte des 20. Jahrhunderts stellte die stetig älter werdende Stadtbevölkerung zunehmend eine Herausforderung für die Betreuung und Pflege hochaltriger Menschen dar. Die Ortsbürgergemeinde (später Bürgergemeinde) war gefordert, Geld und Bauland für den Bau von Alterssiedlungen und -wohnungen bereitzustellen. 1964 eröffnete die Alterssiedlung Eichhof. In den nächsten 20 Jahren folgten weitere Alterszentren und Pflegeheime. Im Jahr 2000 erfolgte in Luzern die Fusion der Bürger- und der Einwohnergemeinde. Die Alterszentren wurden von da an von der städtischen Verwaltung als Dienststelle «Heime und Alterssiedlungen» geführt. Im Mai 2014 stimmte die Stimmbevölkerung mit 61 % einem Antrag zur Verselbstständigung der Abteilung Heime und Alterssiedlungen zu. Damit war der Weg frei für eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. Am 1. Januar 2015 war es so weit: Viva Luzern nahm den Betrieb auf. Heute, zehn Jahre später, ist Viva Luzern mit 6 Alterszentren, 825 Plätzen, 240 Wohnungen, 1180 Mitarbeitenden und 164 Auszubildenden in der Zentralschweiz führend im Wohn- und Pflegeangebot für ältere Menschen.