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Viva Luzern: Ein Jahrzehnt im Wandel

Viva Luzern feiert sein zehnjähriges Bestehen. Verwaltungsratspräsident Rolf Krummenacher und Geschäftsführerin Andrea Wanner sprechen über Herausforderungen und künftige Entwicklungen.

Rolf Krummenacher, mit Viva Luzern feiern auch Sie Ihr zehnjähriges Jubiläum. 2015 sind Sie als Verwaltungsratsmitglied gestartet, 2021 haben Sie das Präsidium übernommen. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Rolf Krummenacher (RK): In diesen zehn Jahren gab es viele erinnerungswürdige Ereignisse. Ich kann mich sehr gut an den Zeitpunkt erinnern, als der Verwaltungsrat von Viva Luzern das erste Mal zusammenkam. Seit diesem denkwürdigen Tag freut mich besonders die Entwicklung des Verwaltungsrats, der Geschäftsleitung und des Unternehmens als Ganzes. Viva Luzern hat ihren Platz in der Gesundheitsbranche gefunden. Wir werden als eigenständiges Unternehmen wahrgenommen.

Rolf Krummenacher, Verwaltungsratspräsident Viva Luzern.

Andrea Wanner, Sie sind 2020 zu Viva Luzern gestossen und damit fünf Jahre mit dabei. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Andrea Wanner (AW): Ich habe meine Stelle als Geschäftsführerin mitten in der Coronakrise angetreten. Das war ein sehr spezieller Einstieg ins Unternehmen. Die Bewältigung der Krise im Mittelpunkt, die dann über zwei Jahre dauerte. Ein wichtiger Moment war in den Jahren 2021/ 2022 die Überarbeitung der Unternehmensstrategie. Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat und dem höheren Kader haben wir die Weichen für die Zukunft von Viva Luzern gestellt. 2023 haben wir dann die ersten Umsetzungsschritte der Strategie angestossen.

Andrea Wanner, Geschäftsführerin Viva Luzern.

Welches sind künftig die grössten Herausforderungen für Viva Luzern?
RK: Die grösste Herausforderung wird sein, dass wir auch in Zukunft unsere Leistungen in einer guten Qualität für die Stadtluzerner Bevölkerung erbringen können. Dafür brauchen wir genug qualifizierte Mitarbeitende. Immer mehr Menschen sind auf unsere Dienstleistungen angewiesen. Gleichzeitig wird es auf dem Personalmarkt immer schwieriger, geeignete Mitarbeitende zu rekrutieren. Mitarbeitende wünschen sich zunehmend Flexibilisierung, beispielsweise bei den Arbeitszeiten. Kommende Generationen von Bewohnenden, Mietenden und Angehörigen wünschen sich ebenfalls mehr Individualität, Flexibilisierung und Selbstbestimmung. Beispielsweise bei den Mahlzeiten. Falls ich eines Tages in ein Alterszentrum umziehe, möchte ich am späteren Morgen am liebsten von einem Buffet frühstücken und abends ein gediegenes Essen geniessen. Diese heute bereits bestehenden und künftigen Anforderungen von Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie Angehörigen müssen wir in Einklang bringen.

AW: Ein zentraler Punkt ist auch die Finanzierung unserer Leistungen. Während die Pflege nach dem KVG gedeckt ist, fehlen Mittel für Betreuungsleistungen, die für viele Bewohnende entscheidend sind. 2024 hat das Schweizer Stimmvolk die einheitliche Finanzierung ambulanter, stationärer und pflegerischer Leistungen (EFAS) angenommen. Die Umsetzung ist in den nächsten Jahren geplant.

Für die Finanzierung unserer Spezialangebote, wie Palliative Care und Demenzbetreuung, stehen wir in engem Austausch mit der Stadt Luzern. Wir sind auf ausfinanzierte Leistungen angewiesen. Eine Weiterentwicklung ist nur möglich, wenn wir die notwendigen Mittel selbst erwirtschaften.

Was sind die relevantesten Ziele der Strategie?
RK: Unsere Basis bleibt die Langzeitpflege, mit Schwerpunkten in ausgewählten Spezialisierungen wie Demenz und Alterspsychiatrie. Gleichzeitig gewinnen Flexibilität und individuelle Dienstleistungen an Bedeutung. Unsere 24-Stunden-Betriebe und Tagesstrukturen entlasten Angehörige und bieten wertvolle Unterstützung. In der Langzeitpflege verbessern wir die Wohnlichkeit unserer Infrastruktur – ein Beispiel ist der Eingangsbereich im Viva Luzern Eichhof. Dieses Konzept setzen wir schrittweise in allen Zentren um. Neben der Langzeitpflege bauen wir den Bereich Wohnen aus.

Nachhaltige Weiterentwicklung bedeutet, in unsere Mitarbeitenden zu investieren. Neben guten Arbeitsbedingungen ist eine wertschätzende Kultur zentral. Wir setzen uns seit mehr als einem Jahr aktiv mit unserer Kultur und deren Entwicklung auseinander.

Was sind die laufenden Umsetzungsschritte der Strategie?
AW: Bei den Spezialisierungen Demenz und Alterspsychiatrie sind wir daran, entsprechende Konzepte zu erarbeiten. Im Bereich Wohnen laufen diverse Projekte. Die Wohnungen im Haus Bernarda werden 2026 für die ältere Bevölkerung bezugsbereit sein. Für das Haus Diamant auf dem Areal Viva Luzern Eichhof sind wir an der Machbarkeitsstudie. Ein weiteres zukunftsweisendes Projekt ist das Generationenwohnen im Staffelntäli neben Viva Luzern Staffelnhof, das wir aktiv vorantreiben.

Inwiefern profitiert die Stadtluzerner Bevölkerung von diesen Veränderungen?
RK: Die Stadtluzerner Bevölkerung kann sich darauf verlassen, dass wir ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen – sei es im gewohnten Zuhause, in einer Alterswohnung oder in einem Zimmer eines Alterszentrums. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit Partnern wie der Spitex Stadt Luzern. Wenn es angezeigt ist, schaffen wir einen fliessenden Übergang in ein Alterszentrum von Viva Luzern. Dies als unser Beitrag zur integrierten Versorgung in der Stadt Luzern.

AW: In den kommenden Jahren erweitern wir unser Angebot gezielt, um auf die steigende Nachfrage zu reagieren. Besonders durch die Kundschaft gefragt ist das Wohnen mit Services. In diesen Wohnformen können Menschen selbstbestimmt leben und bei Bedarf Unterstützungsleistungen in Anspruch nehmen. Die dazugehörigen Vorarbeiten und laufenden Bauprojekte habe ich oben aufgeführt.

Die Zahl der betroffenen Menschen an einer psychischen oder demenziellen Erkrankung nimmt zu. Dementsprechend bauen wir die Plätze und die Kompetenz in diesen Bereichen aus.

Viva Luzern bleibt eine verlässliche Partnerin der Stadtluzerinnen und Stadtluzerner in Altersfragen. Mit niederschwelligen Angeboten wie der Vortragsreihe «Abenteuer Älterwerden» setzen wir uns für eine Enttabuisierung der Themen im Alter und für einen unbürokratischen Austausch mit der Bevölkerung ein.

Was bedeuten die Veränderungen für die Mitarbeitenden?
AW: Qualifizierte Mitarbeitende sind die Basis unserer Leistungserbringung. Es ist in unserem eigenen Interesse, den Bedürfnissen der Mitarbeitenden zu entsprechen und damit als Arbeitgeberin attraktiv zu bleiben.

Dazu flexibilisieren wir unsere Arbeitsmodelle und digitalisieren Prozesse, wo sie uns im Alltag optimal unterstützen. So testen wir beispielsweise neue Technologien, wie Spracherkennung in der Pflegedokumentation, gemeinsam mit Fachhochschulen und Entwickelnden.

Wir investieren viel Zeit und Geld in eine nachhaltige Kulturentwicklung. Dort werden wir dieses Jahr den Fokus auf die Befähigung der Führungskräfte legen.

Viva Luzern feiert das Jubiläum mit dem Luzerner Sinfonieorchester und der MusikSpitex. Wie stehen Sie zur Musik?
RK: Musik spielt in meinem Leben und dem Leben meiner Familie eine grosse Rolle. Luzerns lebendige Musikszene ist ein Geschenk – in 15 Minuten sind wir von unserem Zuhause im KKL und erleben ein Weltklassekonzert.

Musik verbindet und berührt, das habe ich mit der MusikSpitex im Viva Luzern Wesemlin erlebt. Musikschaffende spielen für Bewohnende ihre Wunschlieder – ein bewegender Moment, der auch Menschen mit Demenz erreicht. Dasselbe gilt für die Stationskonzerte des Luzerner Sinfonieorchesters in unseren Alterszentren.

AW: Ich höre sehr gerne eine breite Vielfalt an Musik – von Pop und Rock bis hin zu Ländler. Besonders verbunden bin ich mit dem Jodel, damit bin ich aufgewachsen. Mein Mami hat gejodelt, ein Naturjutz kann unglaublich berühren. Musik weckt Erinnerungen und bringt Gefühle hervor, die oft tief verwurzelt sind.