Direkt zum Inhalt wechseln

Den Mutigen gehört die Welt

Wir Menschen leben in einem ständigen Widerspruch: Zum einen streben wir nach Veränderungen. Zum anderen tun wir uns schwer damit, Altbewährtes loszulassen. Der Zwiespalt macht vielen Menschen zu schaffen, unabhängig vom Alter. Doch wer den Mut hat, Neues anzunehmen, und der Vergangenheit nicht nachtrauert, wird meist positiv überrascht.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und dies mit gutem Grund. Gewohnheiten bringen Struktur in unser Leben und erleichtern unseren Alltag. Statt immer wieder neu zu entscheiden, setzen wir auf Wiederholungen. Automatismen werden zur Routine und diese manchmal auch zur Tradition. Es gibt Menschen, die morgens immer zur gleichen Zeit aufstehen, andere brauchen ihren Espresso nach dem Mittagessen. Immer. Ich selbst starte nie ohne mein Mokkajoghurt in den Tag. Und das bereits seit meiner Kindheit. Gewohnheiten geben uns Sicherheit und Stabilität; sie lösen ein gutes Gefühl aus. Die Suche nach diesem guten Gefühl ist es auch, was uns dazu bringt, eine bestimmte Handlung immer und immer wieder auszuüben, bis sie zur Gewohnheit wird.

Doch genau diese Macht der Gewohnheit wird uns dann schmerzlich bewusst, wenn es darum geht, sich umzustellen, auf Liebgewonnenes zu verzichten und Laster abzulegen. Oder wie halten Sie es mit den guten Vorsätzen zum Jahreswechsel? Genau. Das Beispiel zeigt: Auch wenn wir eine Veränderung selbst ins Rollen bringen, fällt es uns nicht unbedingt leichter, damit umzugehen. Umso schwerer ist es, Ereignisse zu akzeptieren, die ungefragt in unser Leben treten – sei es eine Trennung, Arbeitslosigkeit oder die Pandemie, die uns seit zwei Jahren beschäftigt. Auch die Welt um uns herum verändert sich. Manche Menschen gehen von uns – neue Freundschaften entstehen. Genauso verhält es sich mit der Natur, den Jahreszeiten, mit Modetrends oder der Technik … Kurzum: Die Veränderung ist ein zentrales Element des Lebens.

Positives erkennen und Chancen nutzen
So gesehen ist das Leben voller Überraschungen – positiver wie negativer. Und auch wenn wir nicht immer Freund von Veränderungen sind, so kommt doch keiner darum herum. Und das ist gut so – sie bringen Abwechslung und neue Impulse. Ohne sie würden wir immer nur auf der Stelle treten. Entwicklung und Wachstum wären unmöglich. Entscheidend ist, was wir aus einer solchen Situation machen. Wenn sich etwas ändert, können wir darunter leiden und darüber jammern. Hadern ist zwar eine menschliche Reaktion, aber langfristig nicht wirklich hilfreich. Stattdessen können wir überlegen, welche Chancen und neue Möglichkeiten sich uns dadurch bieten.

Ich bin überzeugt, eine positive Grundeinstellung führt zu seelischer Ausgeglichenheit und fördert die Gesundheit. Das Gute ist: Wir alle können lernen, Veränderungen als etwas Positives zu erkennen. Wohl braucht es Mut, die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden – doch dieser wird oftmals belohnt. Manchmal wird man auch zum eigenen Glück gezwungen, blickt zurück und sagt: «Hätte ich nicht gedacht, aber das war eine richtig gute Entscheidung.»

Wandel in der Langzeitpflege
Vielleicht kennen Sie das Zitat von Heraklit: «Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung.» Rasch ist man geneigt, diese Weisheit für allgemeingültig zu erklären. Für mich persönlich stimmt das aber nur bedingt – denn neben den Gewohnheiten, die mich zu dem Menschen machen, der ich bin, stellt gerade auch die Langzeitpflege eine wichtige Konstante in meinem Leben dar. Tatsächlich habe ich mich schon früh und ganz bewusst für diesen Bereich der Gesundheitsbranche entschieden. Zum einen, da mir der Kontakt zu älteren Menschen am Herzen liegt, und zum anderen, weil ich als Macherin gut in den Dienstleistungsbereich passe. Wo Heraklit allerdings recht hat, ist, dass sich auch diese Konstante einem Wandel ausgesetzt sieht.

Tatsache ist: Die Ansprüche an das Leben und Wohnen im Alter verändern sich. Menschen leben länger in den eigenen vier Wänden, und der Eintritt in ein Betagtenzentrum erfolgt bei einem Durchschnittsalter von 84 Jahren häufig sehr unverhofft. Und dieser Schritt ist einschneidend. Alles ist neu: die lieb gewonnene Umgebung, Zimmer statt Wohnung, das Essen und Personal, das auch mal wechseln kann.

Ich habe grosse Hochachtung davor, wie unsere Bewohnenden all dies meistern. Entsprechend wichtig ist, dass wir unser Angebot konsequent nach ihren Bedürfnissen ausrichten. Gefragt sind moderne Wohnformen mit individuell ausgesuchten Services und Spezialisierungen in Bereichen wie der Demenz oder der Gerontopsychiatrie. Für mich als Geschäftsführerin von Viva Luzern ist klar: Den Mutigen gehört die Welt. Das heisst auch, dass wir über unseren Schatten springen, mutig bleiben und uns immer weiterentwickeln – und zwar so, dass sich die Stadtluzernerinnen und Stadtluzerner auch künftig bei uns im Alter zu Hause fühlen können.