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«Wir möchten sämtliche Sinne ansprechen.»

Vom Gedächtnistraining bis zur gemeinsamen Turnstunde: Mit diversen Aktivierungsangeboten werden die Bewohnenden von Viva Luzern in der Gestaltung ihres Alltags unterstützt. Wie das funktioniert, erklärt Alinka Rüdin, Teamleiterin Aktivierung von Viva Luzern Wesemlin und Tribschen.

Alinka Rüdin, wie sieht die Aktivierung im Viva Luzern Wesemlin und Tribschen aus?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Bewohnenden entscheiden jeweils selbst, wonach ihnen ist. Manche haben Energie und möchten möglichst viel «Action», andere gehen es lieber gemütlich an. Entscheidend ist, dass die Teilnehmenden von unseren Aktivierungsfachpersonen in der Gestaltung des Alltags unterstützt werden.

Wie gelingt es Ihnen, die Leute für die Angebote der Aktivierung zu gewinnen?
Wir besuchen jede neue Bewohnerin und jeden neuen Bewohner nach dem Eintritt und unterstützen sie darin, ihre Lebenssituation aktiv mitzugestalten. Dazu befassen wir uns mit dem Lebenslauf, der sozialen Situation, dem Befinden, den Möglichkeiten und Einschränkungen dieser Menschen. Häufig ist eine langsame Herangehensweise wichtig, da nicht jede Person von Anfang an sein ganzes Leben erzählen möchte

Welche Ziele sollen mit der Aktivierung erreicht werden?
Übergeordnetes Ziel ist der Erhalt und die Reaktivierung der körperlichen, geistigen und psychosozialen Fähigkeiten der Bewohnenden. Unter Berücksichtigung der persönlichen Interessen werden gezielt die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen unterstützt – dies geschieht auch auf spielerische Art und Weise.

Was bedeutet das konkret?
Geschicklichkeitsübungen beispielsweise tragen zum Erhalt der Mobilität und zur Sturzprävention bei. Themenbezogene Gesprächsrunden fördern die Konzentrationsfähigkeit im geselligen Rahmen. Manche wünschen sich auch einfach, dass wir ihnen einige Seiten aus einem Buch vorlesen und anschliessend mit ihnen darüber sprechen.

Gibt es Aktivitäten, die besonders beliebt sind?
Es gibt ein paar Klassiker. Das Gedächtnistraining ist immer wieder sehr gefragt. Auch Bewegung ist ein wichtiges Thema. Beliebt sind auch unsere Themenclubs, bei denen sich die Teilnehmenden über ein bestimmtes Thema austauschen.

Wie zum Beispiel?
Das kann alles Mögliche sein, Sonnenblumen etwa. Viele Bewohnende hatten früher einen Garten zu Hause, manche wurden auf einem Bauernhof gross. Wir werfen das Thema in die Runde – und daraus können sich anschliessend anregende Gespräche ergeben. Zudem arbeiten wir bewusst mit Bildern, mit Musik sowie mit anderen Elementen. Wir möchten stets alle Sinne ansprechen.

Hilft die Aktivierung auch im Kampf gegen die Einsamkeit im Alter?
Einsamkeit ist für uns ein grosses und wichtiges Thema. Grundsätzlich handelt es sich bei den Aktivierungsangeboten um soziale Begegnungen. Durch die Aktivierung können Bewohnende ihren Erlebnisradius erweitern und Kontakte pflegen. Während manche sofort positiv auf die Angebote reagieren, möchten andere zuerst einmal ankommen.

Gerade diese Personen bräuchten Ihre Angebote wohl am meisten?
Wenn wir merken, dass sich jemand stark zurückzieht, sind Gespräche mit uns und der Pflege wichtig. Es muss immer zuerst eine medizinische Ursache der Veränderung ausgeschlossen werden können, wie zum Beispiel ein Delir. Hat die Veränderung keine medizinische Ursache, ist es unser Ziel, gerade die etwas schwächeren Personen in die Aktivierung einzubinden. Die selbstständigen Bewohnenden brauchen uns weniger, aber natürlich sollen auch sie von unseren Angeboten profitieren können.

Müssen die Bewohnerinnen und Bewohner denn überhaupt immer unterhalten werden?
Es geht überhaupt nicht darum, die Bewohnenden andauernd zu beschäftigen. Sie dürfen auch mal die Ruhe geniessen und einfach nur aus dem Fenster schauen und die Natur beobachten. Das alles bedeutet nicht, dass es einer Person nicht gut geht. Wichtig ist, dass der gesamte Tagesablauf in einer Harmonie steht und dass die Bewohnenden Wärme spüren.

Auch freiwillige Mitarbeitende helfen bei der Aktivierung mit. Welche Voraussetzungen müssen sie für diese Tätigkeit mitbringen?
Es braucht empathische Leute, die das Flair haben im Umgang mit betagten Menschen. Die Tätigkeit an sich bedarf keiner besonderen Ausbildung: Die freiwilligen Mitarbeitenden trinken mit den Bewohnenden Kaffee, begleiten sie auf einen Spaziergang oder spielen ein Spiel. Wichtig ist auch, dass die Personen in der Lage sind, regelmässig Einsätze wahrzunehmen. Regelmässigkeit gibt unseren Bewohnenden eine Orientierung im Alltag, die wichtig für das Wohlbefinden ist. Leider ist es ausgesprochen schwierig, freiwillige Mitarbeiter zu akquirieren.

Was gefällt Ihnen persönlich an Ihrem Beruf?
Die Arbeit mit den Bewohnenden ist Inspiration fürs Leben und eine grosse Bereicherung. Mein Beruf hat mich gelehrt, jeden Tag achtsam zu erleben – denn es kann sich sehr schnell alles ändern.